Fähigkeiten

Planung – Führung – Auswertung

Die Fähigkeit Planung-Führung-Auswertung ist die zentrale, steuernde Fähigkeit der HAufklTr.

Durch Koordination des Sensoreinsatzes im Rahmen der Planung als auch Führung, durch Auswertung und Korrelation der Aufklärungsergebnisse sowie in Folge die Bereitstellung der Ergebnisse trägt die Fähigkeit zu einem ebenengerechten aber umfassenden und kohärenten Lagebild, auf der jeweiligen Führungsebene, bei.

Die Heeresaufklärungstruppe gewinnt für im Vorfeld einer Operation wichtige Informationen über den Gegner, unbekannte Kräfte und Geländegegebenheiten. Hierdurch erhält der Kommandeur der jeweiligen Kampftruppenbrigade Schlüsselinformationen als Grundlage für seine eigene Planung sowie sein weiteres Vorgehen. Diese Informationen helfen Ihm die Vergangenheit zu verstehen, die Gegenwart einzuordnen und die Zukunft bestimmen zu können.

Aufgrund der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Aufklärungsmittel stellt die Planung, Führung und Auswertung der Aufklärungskräfte eine besondere Herausforderung dar. Offiziere und Feldwebel der Heeresaufklärungstruppe sind hierfür besonders ausgebildet. Sie planen den zielgerichteten Einsatz der verschiedenen Sensoren und stellen eine zweckmäßige räumliche und zeitliche Koordination der Kräfte sicher. Während der laufenden Operation werden die einzelnen Sensoren durch das Personal des Gefechtsstands geführt. Die von den Sensoren gemeldeten Aufklärungsergebnisse werden durch die speziell ausgebildeten Soldaten ausgewertet, nach Relevanz sortiert, logische Folgerungen abgeleitet und zu einem fertigen Produkt für den Bedarfsträger ebenen- und zeitgerecht zusammengeführt und aufbereitet.

Fahrzeuggebundene Spähaufklärung

Die fahrzeuggebundene Spähaufklärung gewinnt Informationen nach dem Grundsatz „Viel sehen, ohne selbst gesehen zu werden“. Ziele sind vor allem detaillierte Aufklärungsergebnisse über Feindkräfte, weitere Kräfte, Geländegegebenheiten und die Gangbarkeit von Wegen. Kräfte der fahrzeuggebundenen Spähaufklärung erreichen eine hohe Mobilität und Geschwindigkeit. Dies sind Voraussetzungen für eine hohe Flexibilität, um sich schnell wechselhaften Lagesituationen optimal anzupassen. Sie sind in der Lage, mehrere Aufklärungsziele planerisch oder ad-hoc (ungeplant) in kurzer Zeit bis in die Tiefe des Operationsraumes bodengebunden aufzuklären.

Leistungsdaten
Motorisierung Deutz BF6M 2013C
177 kW (240 PS)
Gewicht 10,7 t
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Leistung/Gewicht 16,5 kW/t
Reichweite 1000 km Straße
460 km Gelände
Bewaffnung Granatmaschinenwaffe 40mm Maschinengewehr 3 Maschinengewehr 50-1

Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung BAA

  • Wärmebildgerät Ophelios
  • Laserentfernungsmesser Molem
  • der visuellen schwarz/weiß-CCD-Kamera.

Subsysteme

Mit der Aufklärungsdrohne ALADIN, die dem Spähtrupp zur Nahaufklärung dient und wie eine Modellflugzeug aus der Hand gestartet werden kann sowie den stationären BOSA.NET Sensoren können weitere Aufklärungsergebnisse gewonnen werden.

Abgesessene Spähaufklärung

Soldaten der Leichten Spähgruppe der Deutsch-Französischen Brigade beginnen ihre Suche nach dem Aufklärungsziel im Rahmen der binationalen Übung Feldberg auf dem Truppenübungsplatz Bergen, am 04.12.2016. ©Bundeswehr/Sebastian Wilke

Die abgesessene Spähaufklärung klärt mit ihren leichten Spähgruppen und ihren Hochgebirgsspähgruppen aufgesessen, abgesessen und in der Kombination aus auf- und abgesessenem Einsatz auf. Ihr Alleinstellungsmerkmal entfalten diese Kräfte im abgesessenem Einsatz, mit der Fähigkeit zum Aufklären in schwierigem und urbanen Gelände, mit einer erhöhten Absitzstärke sowie einer sehr geringen aufklärbaren Signatur, direkt vor/am/im Aufklärungsziel und einer hohen, autarken Verweildauer. Die abgesessene Spähaufklärung wird bevorzugt dort eingesetzt, wo die Lage, die Zeit, das Aufklärungsziel und die Umweltbedingungen einen erfolgversprechenden Einsatz der fahrzeuggebundenen Spähaufklärung ausschließt.

Leistungsdaten MIKADO (Mikro-Aufklärungsdrohne im Ortsbereich)
Abmessungen 1 m
Gewicht 1,3 kg
Flugleistung Reichweite bis 1km/ Dauer ca.30min
Aufklärungsausstattung Tageslichtkamera, Dämmerungskamera, Infrarotkamera

Luftgestützte unbemannte Aufklärung

Das unbemannte Fluggerät Luna kurz vor dem Start vor dem Camp Castor im Rahmen der Mission MINUSMA in Mali, am 08.04.2017.

Die Fähigkeit der luftgestützten unbemannten Aufklärung leistet einen Beitrag zur Lagefeststellung, Ziel- und Wirkungsaufklärung sowie zur Erstellung eines umfassenden Lagebilds im Operationsraum. Sie gewinnt und bewertet dabei Informationen u. a. über Art, Anzahl, Position, Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit sowie Verhalten von stationären und mobilen Zielen/Objekten/Personen.

Die luftgestützte unbemannte Aufklärung des Heeres ist Teil der Abbildenden Aufklärung (Aufklärungsdisziplin IMINT), die durch alle Teilstreitkräfte und Militärischen Organisationsbereiche betrieben wird. Der Einsatz von Kräften und Mitteln wird im Rahmen des JISR-Prozesses koordiniert und synchronisiert. Die Abbildende Aufklärung ermöglicht dem militärischen Führer die Nutzung von Lageinformationen für den Einsatz seiner Kräfte und Wirkmittel. Das erfordert zieldatenfähige Aufklärungsergebnisse sowie technisch optimierte Meldeverfahren. Darüber hinaus sind standardisierte tiefergehende Auswertungen und Analysen erforderlich, um ebenengerechte Lagebeiträge für das Militärische Nachrichtenwesen zu erstellen. Sie erfordern Zeit, qualifiziertes Personal sowie leistungsfähige IT-Systeme & Datenbanken.

Leistungsdaten UAV LUNA
Spannweite 4,17 m
Länge 2,36 m
Startmasse unter 40 kg

Max. Geschwindigkeit

70 km/h
Reichweite über 100 km

Max. Flugdauer

6-8 Std
Max. Flughöhe 5000 m
Aufklärungsausstattung Farbvideo CCD-Kamera für die Sicht des Piloten 1 × 3-Achsen-stabilisierte, schwenkbare, modulare Sensorplattform 4 × abwärts blickende Farbvideo-Kameras optional: Wärmebildkamera (Zeiss ATTICA C384 MW D) optional: NIR-Videokamera

Radaraufklärung

Soldaten der Aufklärungskompanie bei MINUSMA beim Aufbau des Bodenradars (BORA) in der Wüste Malis, am 12.08.2016.

Die Fähigkeit der Radaraufklärung leistet einen Beitrag zur Lagefeststellung sowie zur Ziel- und Wirkungsaufklärung im Operationsraum. Sie gewinnt und bewertet Informationen über die Art, Anzahl, Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit und ggf. das Verhalten gegnerischer Kräfte auch auf weite Entfernung, nahezu tageszeit- und wetterunabhängig. Die Freund-/ Feinderkennung ergibt sich entweder aus dem Kontext der Lage oder einer im Signal einem Typ zuordbaren Radarreflexion. Eigenes artilleristisches Feuer kann bei einer Erfassung im Aufschlagpunkt eingemessen und die Ergebnisse für die Feuerleitung verwendet werden.

Die Nutzung der PARA, bestehend aus Trägerfahrzeug TPz 1, Radargerät RASIT, Zielwegzeichner und Navigationsanlage, ist bis zum Jahr 2024 festgelegt. Die Planung der Nachfolge erfolgte nach dem Prinzip der "Trennung von Funktionalität und Mobilität". Das neue „Radargerät Bodenüberwachungsradar tragbar“ mit dem Arbeitsbegriff „BARÜ“ (Bodengebundene Aufklärung und Raum Überwachung), wird über die Mobilität der Trägerplattform zu einem universell einsetzbaren Radarsystem zusammengeführt. Die funktionalen Radar-Forderungen umfassen eine Aufklärungs-reichweite von mind. 30 km (Erkennen/Klassifizieren) und den tragbaren Einsatz, autark bzw. abgesetzt vom Fahrzeug. Die adaptierte Mobilität bringt den Fähigkeitsgewinn durch einen Schutz der Klasse 4 incl. erhöhter autarker Verweildauer in der Tiefe des Einsatzraum bei einen Einsatz auf allen Führungsebenen. Die Plattform soll ein ausgewogenes Verhältnis zwischen nutzbarem Innenraum und unauffälliger Signatur bieten, fünf ergonomischen Plätze für Transport & Bedienung bei einen 24/7-Einsatz, Kopplung von Aufklärung (Identifizieren eines Zieles) & Wirkung über eine geeignete Waffenanlage und deren Optiken. Die Anbindungen an D-LBO, ADLER u. IT-U HAufkl sowie eine Bodensensorausstattung befähigen zur Teilhabe an „NetOpFü“.

Fernspähaufklärung

Fernspähaufklärung wird mit dem Ziel der Lage-, Ziel- und Wirkungsaufklärung sowie der Überwachung und Identifizierung von Objekten, Personen und Hochwertzielen durchgeführt. Fernspähaufklärung erfolgt in besonderen, isolierten Lagen sowie in weit abgesetzten Räumen. Nach Infiltration in den Einsatzraum werden spezifische, klar definierte und von der höchsten Ebene taktischer Führung (LCC/Korps-), Divisions- bis Brigadeebene benötigte, zeitkritische Daten, Informationen, Ergebnisse und Nachrichten taktisch/operativer Bedeutung zeitgerecht gewonnen.

Fernspähkräfte gehören zu den spezialisierten Kräften des Heeres mit erweiterter Grundbefähigung (EGB), sind Teil des EGB-Kräftedispositivs und Bestandteil des MilNW H im System MilNW. Sie zeichnen sich durch eine hohe Durchhaltefähigkeit, Autarkie, hohe Reichweiten, verschiedene Verbringungsarten (zur See, zu Land oder aus der Luft) sowie der „Sensor to Effektor“ Fähigkeit aus.

Feldnachrichtenaufklärung

Besonderes Merkmal der Feldnachrichtenkräfte der Bundeswehr ist die Fähigkeit, durch die Inanspruchnahme der „Informationsquelle Mensch“, Informationen zu sammeln und diese durch Bewertung und Auswertung zu neuen Erkenntnissen zu verarbeiten. Die Feldnachrichtenkräfte sind somit integraler Bestandteil des Militärischen Nachrichtenwesens der Bundeswehr. Nur sie sind für die besonderen Einsatzarten HUMINT (HUMAN INTELLIGENCE) speziell ausgebildet und wie z. B. im Falle von Befragungen als einzige dazu berechtigt, diese durchzuführen. Ihr Auftrag leitet sich grundsätzlich aus dem jeweiligen Informationsbedarfsdeckungsplan (englisch: Intelligence Collection Plan (ICP)) der übergeordneten Führung ab.

Feldnachrichtenkräfte gewinnen durch Befragung von Kriegsgefangenen (Kgf) und Gewahrsamspersonen, (erweiteter) Gesprächsführung mit Kontakten, Auswertung von Dokumenten, Sichtung von Material, Auswertung von elektronischen Speichermedien sowie der Objekt- und Ereignisbeobachtung Informationen über Lage, Fähigkeiten und Absichten von Gegnern, Konfliktparteien, der Bevölkerung sowie neutraler Gruppierungen mit Betrachtung der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.